Raumkonzept – die Richtung stimmt, aber die geteilte Mobilität fehlt

Stellungnahme von Dr. Jörg Beckmann, Vizepräsident und Geschäftsführer der Swiss Alliance for Collaborative Mobility (CHACOMO) zur Vernehmlassung zum Raumkonzept

Die Swiss Alliance für Collaborative Mobility CHACOMO gratuliert den beteiligten Trägerorganisationen zur Vorlage des neuen Raumkonzepts für die Schweiz und begrüsst dessen grundsätzliche Vision und Ziele. Als Branchenverband der Shared Mobility-Anbieter in der Schweiz verfolgt CHACOMO das Ziel, die Schweizer Verkehrswirtschaft, -politik, -planung und -forschung stärker in den Dienst einer umweltfreundlichen, sicheren, nutzergerechten und intelligenten «Shared Mobility» zu stellen. Dabei steht die Ausgestaltung der Rahmenbedingungen für eine beschleunigte Verbreitung gemeinschaftlich genutzter Mobilitätswerkzeuge im Zentrum.

Angesichts der steigenden Mobilitätsbedürfnisse – wie im Raumkonzept dargelegt – kommt gerade auch den neuen Car-, Bike-, Cargobike-, Scooter- Ride- und Parking-Sharing-Angeboten in der Schweiz eine zentrale Bedeutung zu. Nachdem sich die Zahl der Anbieter in den vergangenen zehn Jahren etwa verfünffacht hat und mittlerweile etwa 20 Prozent der erwachsenen Schweizerinnen und Schweizer ein Shared Mobility-Angebot bei einem oder mehreren dieser Anbieter genutzt haben, ist das Sharing aus der Schweizer Alltagsmobilität nicht mehr wegzudenken. Allein in 2023 wurden weit mehr als 11 Millionen Shared Mobility-Wege zurückgelegt. Auch für die kommenden Jahrzehnte gehen nahezu alle Verkehrsprognosen von einem weiteren Wachstum dieses neuen, «vierten Verkehrsträgers», neben dem klassischen MIV, ÖV und LV, aus.

Trotz seiner zentralen Funktion für einen klimafreundlicheren und ressourcenschonenderen Verkehr findet die geteilte Mobilität im Raumkonzept nahezu keinerlei Erwähnung. Dem Konzept liegt, wie so oft bei staatlichen Planwerken, ein orthodoxes, bipolares Verkehrsleitbild zugrunde, mit dem privaten Individualverkehr auf der einen und dem öffentlichen Kollektivverkehr auf der anderen Seite. Gerade diese beiden Verkehrsträger mit ihren jeweiligen Ineffizienzen haben in der Vergangenheit die Schweizer Raumordnung vor grosse Herausforderungen gestellt. Die neue geteilte Mobilität hingegen hilft, derartige Ineffizienzen zu reduzieren, beispielsweise gegenüber dem ÖV durch eine Entlastung zu Spitzenzeiten und in Kernstädten sowie zu Randzeiten und auf der ersten und letzten Meile. Gerade kurze Wege sind in den Städten auch zunehmend geteilte Wege (Bike- und Scooter-Sharing) und helfen mit, den hohen Anteil des MIVs an Wegen unter 3 km zu reduzieren. Diese neue geteilte Mikromobilität ist bereits heute, neben einem seit Jahren erfolgreichen Car-Sharing, wichtiger Bestandteil der Alltagsmobilität in den Schweizer Agglomerationen.

Gerade weil das Raumkonzept vorsieht, den künftigen Verkehr weitestgehend auf den bereits vorhandenen Verkehrsinfrastrukturen abzuwickeln, müssen diese besser gemeinschaftlich genutzt, also geteilt werden. Parallel zu den gesellschaftlichen Veränderungen entsteht in der Verkehrswelt eine neue Vielfalt an deutlich flächeneffizienteren Angeboten, die auch ihren Platz im Schweizer Verkehrsraum bekommen sollten.

Wenn Mobilität in Zukunft noch multimodaler sein soll, wie im Raumkonzept gefordert, dann erschliesst sich nicht, warum die Shared Mobility neben der aktiven, der kollektiven und der privaten Mobilität keine explizite Erwähnung findet – denn nur als Troika bieten aktive, kollektive und geteilte Mobilität eine echte Alternative zur raumintensiven privaten Individualmobilität.

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