Steigerung des öV-Anteils am Gesamtverkehr durch geteilte Mobilität

Kommentar von Mathias Halef, stv. Geschäftsführer CHACOMO 

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat im Auftrag des Parlaments eine externe Studie erstellen lassen. Diese zeigt auf, welche Ansätze es gibt, um den Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr zu steigern. Auch die Shared Mobility spielt dabei eine wichtige Rolle.

Mit einem Anteil von 22,5 % am gesamten Verkehrsaufkommen (gemessen in Personenkilometern, 2023/Quelle: BFS) hat der öffentliche Verkehr in der Schweiz im internationalen Vergleich eine grosse Bedeutung. Trotz der kontinuierlich steigenden Zahl an Fahrgästen bleibt der sogenannte Modalsplit – also der Anteil des öV am Gesamtverkehr – jedoch seit rund zwanzig Jahren weitgehend stabil und zeigt kaum Wachstumsimpulse. Das Parlament verabschiedete Ende 2021 vier gleichlautende Motionen, die vom Bundesrat einen Plan zur Erhöhung des öV-Anteils forderten. Daraufhin hat das BAV eine externe Studie in Auftrag gegeben, die kürzlich veröffentlicht wurde. Die Studie präsentiert 20 Massnahmen und kommt zum Schluss, dass die Schweiz bereits in vielen Bereichen aktiv ist. Empfohlen wird daher, bereits vorhandene Ansätze weiterzuentwickeln und zu optimieren. Zwei Massnahmen, die Massnahme 9 und 10, beziehen sich direkt auf die Shared Mobility.

Massnahme 9: Ausweitung von On-Demand-Angeboten

On-Demand-Mobilitätsangebote bewegen sich zwischen dem Individual- und dem öffentlichen Verkehr und sind eine wertvolle Ergänzung, insbesondere in Gebieten mit geringer Nachfrage oder ausserhalb der Hauptverkehrszeiten. Durch ihre flexible Einsatzweise ermöglichen sie eine bedarfsgerechte Erschliessung von Regionen, die mit klassischen Linienverkehren nur schwer oder unwirtschaftlich bedient werden können. Diese Art von kollektivem Verkehr wird bedarfsorientiert eingesetzt, oft ohne feste Fahrpläne oder vorgegebene Routen – im Gegensatz zum liniengebundenen öV. Gleichzeitig bündeln sie die Fahrtwünsche mehrerer Nutzender, was sie von klassischen Taxifahrten unterscheidet. Der Bund spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen, um On-Demand-Angebote nicht zu behindern, sondern vielmehr zu fördern. Zur Konkretisierung hat das BAV im Oktober 2023 einen Leitfaden erstellt und prüft im Zuge der Weiterentwicklung der Personenbeförderungskonzession mögliche Anpassungen der rechtlichen Grundlagen für On-Demand-Dienste. Im Kanton Bern tut sich noch mehr: Erstmals sieht das Angebotskonzept der Regionalkonferenz Bern-Mittelland – nebst Taktverdichtungen und Optimierungen auf einzelnen Linien – öV auf Anfrage vor.

Massnahme 10: Bereitstellung von Sharing-Angeboten und Integration in multi- und intermodale Mobilitätsdienstleistungen

Der öffentliche Verkehr wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle in intermodalen Mobilitätsketten spielen. Durch die gezielte Förderung von Multi- und Intermodalität kann der öV nicht nur effizienter, sondern auch attraktiver gestaltet werden. Die Schlüsselrolle von Inter- und Multimodalität für eine ressourcenschonende und raumeffiziente Mobilität ist fachlich und politisch breit anerkannt. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Verknüpfung mit Sharing-Angeboten wie Carsharing und Mikromobilitätssystemen, die eine flexible und bedarfsgerechte Ergänzung darstellen. In Zusammenarbeit mit CHACOMO hat die Mobilitätsakademie des TCS Anfang Mai 2024 einen Blueprint zum Thema "Mobility Hubs und geteilte Mobilität" veröffentlicht, der sich mit der Planung und Gestaltung von intermodalen Schnittstellen und Shared Mobility-Zonen befasst. Mobility Hubs gelten als zentrale Konzepte für eine optimale räumliche Vernetzung und Bündelung verschiedener Verkehrsmittel.

Die Shared Mobility sollte demnach als wichtiger (vierter) Verkehrsträger gefördert und als einheitliches Ökosystem betrachten werden, das den öffentlichen Verkehr ergänzt, Ineffizienzen im Individualverkehr reduziert und der aktiven Mobilität Aufschwung verleiht. Die Förderung geteilter Mobilität ist ein wichtiger Baustein, um den Anteil des öV am Gesamtverkehr zu erhöhen. Wer Sharing-Angebote nutzt, nutzt häufiger den öffentlichen Verkehr und ist weniger auf das Auto im Privatbesitz angewiesen – ein entscheidender Schritt hin zu einer nachhaltigen und vernetzten Mobilität.

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