Ridehailing-Plattformen in der Schweiz

Welchen Beitrag Ridehailing-Plattformen zu einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung leisten können und was es dafür braucht

Ein Positionspapier der «Swiss Alliance for Collaborative Mobility» (CHACOMO)

CHACOMO setzt sich im Auftrag seiner Mitglieder für die Förderung der geteilten Mobilität und eine Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen der unterschiedlichen Shared Mobility-Angebote in der Schweiz ein. Aus dieser Perspektive bezieht der Verband regelmässig Stellung zu aktuellen Entwicklungen, im vorliegenden Fall zum Thema Ridehailing.

Einleitung

Shared Mobility stellt ein vielschichtiges Ökosystem von Diensten dar, die komplementär und multimodal genutzt werden (Resultate der Shared Mobility User Survey, 2024). Sharing-Angebote wie Ridehailing-Plattformen sind gemäss den Umfrageergebnissen ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Shared Mobility-Ökosystems. Nur im Zusammenspiel aller verschiedener Werkzeuge und Dienste kann dieses System seine transformatorische Wirkung vollständig entfalten.

Was sind Ridehailing-Plattformen

Ridehailing-Plattformen (hail= rufen) wie Bolt, Uber, Vertt und go! sind App-gestützte Vermittlungsdienste für Fahrten. Sie ermöglichen es Kundinnen und Kunden, eine Fahrt digital zu buchen und mit einer verfügbaren Fahrerin oder einem verfügbaren Fahrer verbunden zu werden.

Die Nutzung von Ridehailing-Plattformen hat in den letzten Jahren schweizweit zugenommen. Wie die Zahlen des Mikrozensus 2021 zeigen, erfreut sich Ridehailing (und Ridesharing) grosser Beliebtheit in der Schweiz: 2021 gaben 18 % der befragten Personen an, schon einmal ein solches Angebot genutzt zu haben. Bei den 18- bis 24-Jährigen lag der Anteil mit 37 % deutlich höher als bei den 25- bis 64-Jährigen (21 %) und den über 65-Jährigen (3 %).

Die Forderungen von CHACOMO

Gestützt auf die Resultate aus verschiedenen Studien kann davon ausgegangen werden, dass Ridehailing-Plattformen langfristig dazu führen, dass der Motorisierungsgrad der betroffenen Städte abnimmt (Lutzenberger, M. et al., 2018). Basierend auf den aktuellen und potenziellen Nachhaltigkeitsgewinnen sind Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die Vermittlung von Fahrten begünstigen und fördern. Die Schweizer Allianz für kollaborative Mobilität «CHACOMO» erachtet Ridehailing-Plattformen aus den folgenden vier Gründen für sehr wichtig:

1. Ridehailing-Plattformen und ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit

Ridehailing-Plattformen stellen eine wertvolle Ergänzung zum öffentlichen Verkehr dar. Sie ermöglichen eine flexible und bequeme Mobilität, insbesondere in Gebieten oder zu Zeiten, in denen der öffentliche Verkehr weniger frequentiert fährt. Damit tragen sie zur Verbesserung der Erreichbarkeit bei und dienen als Lösungen für die erste und letzte Meile und auch für Fahrten zwischen dem ländlichen und urbanen Raum. In Kombination mit anderen Mobilitätslösungen wie Carsharing oder Mikromobilität leisten Ridehailing-Plattformen einen wichtigen Beitrag zu einem vielseitigen und nachhaltigen Verkehrssystem. Zudem tragen intelligente Algorithmen und Routenplanungssysteme dazu bei, Leerfahrten zu reduzieren und Fahrteneffizenz zu steigern.

2. Ridehailing-Plattformen: Mit digitalen Lösungen den Zugang zur Mobilität vereinfachen

Taxis sind mit der in vielen Räumen flächendeckenden Verfügbarkeit ein Garant dafür, dass bei Bedarf der Zugang zur Mobilität gewährleistet ist, gerade auch für jene Bevölkerungsgruppen, die sich den Besitz eines eigenen Autos nicht leisten können oder bewusst auf den Besitz eines eigenen Fahrzeugs verzichten. Durch die Digitalisierung wird das Bestellen einer Fahrt einfacher und komfortabler. Taxis gewinnen dank der Integration in digitale Plattformen an Attraktivität und Sichtbarkeit. Ridehailing-Plattformen bedienen den vielfältigen Mobilitätsbedarf der Fahrgäste, indem sie mehr Flexibilität bieten, da Fahrten individuell und spontan gebucht werden können. Dies verbessert die Mobilität in städtischen und insbesondere auch in ländlichen Gebieten.

3. Für Ridehailing-Plattformen eine konsistente und einheitliche Regulierung schaffen

Aufgrund der unterschiedlichen kantonalen oder kommunalen Gesetzgebungen und der noch fehlenden einheitlichen Regelungen im Taxiwesen ist es notwendig, zumindest die überholten Bestimmungen aus den nationalen und lokalen Gesetzgebungen mit Hinblick auf die Digitalisierung anzupassen. Beispielsweise verlieren Orts- und Sprachkenntnisse durch die Nutzung moderner digitaler Vermittlungsplattformen und Navigationssysteme ihre frühere Bedeutung für Fahrerinnen und Fahrer. Strenge Anforderungen an sprachliche Kenntnisse können qualifizierte Arbeitskräfte unnötig vom Markt fernhalten, insbesondere solche mit relevanter Berufserfahrung. Anstatt auf strenge und veraltete Anforderungen zu setzen, sollte die Entwicklung und Förderung von mehrsprachigen digitalen Plattformen unterstützt werden, die es Fahrerinnen und Fahrern und Fahrgästen ermöglichen, in verschiedenen Sprachen zu kommunizieren.

4. Potenziale von neuen Arbeitsformen ausschöpfen

Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Neue digitale Technologien eröffnen noch nie dagewesene Erwerbsmöglichkeiten – oftmals gerade für diejenigen, welche sie am meisten benötigen (OliverWyman-Studie, 2023). Gleichzeitig steigt die Nachfrage für flexiblere und unabhängige Arbeitsformen. Das löst Diskussionen über künftige Arbeitsmodelle aus. Gemäss einer Erhebung des Bundesamtes für Statistik sind die zwei wichtigsten Gründe für Plattformarbeit neben der zusätzlichen Verdienstmöglichkeit die zeitliche und die örtliche Flexibilität. Der Rechtsrahmen im Sozialversicherungs- und wo nötig im Arbeitsgesetz ist entsprechend weiterzuentwickeln, damit diese Potenziale ausgeschöpft werden können.

Ostermundigen, 2. April 2025

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