Sechs Mal im Jahr öffnet der Shared Mobility Salon (SAMOSA) seine Türen und bietet Raum für Diskussionen und Begegnungen rund um die grossen Themen innerhalb der expandierenden Welt der geteilten Mobilität. Mit wechselnden Macher:innen aus der Shared Mobility-Branche im Mittelpunkt des jeweiligen Salons gehen wir jene politischen, betriebswirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Fragen an, die der gesamten Branche unter den Nägeln brennen. Die SAMOSAS werden gehostet von der Mobilitätsakademie des TCS.
Den Auftakt machte der CEO von Mobility Carsharing und Vizepräsident von CHACOMO, Roland Lötscher, mit seinem Input: „Carsharing ist Teil der Lösung – unterstützende Rahmenbedingungen müssen dringend folgen “. Das Unternehmen Mobility Carsharing will die Schweizer Verkehrsentwicklung ganzheitlich ökologisch, sozialverträglich und zeitgleich wirtschaftlich mitgestalten. Gemäss Mobility sind 95% der Nutzer:innen multimodal unterwegs und kombinieren unterschiedliche Verkehrsmittel, insbesondere als Ergänzung zum öV. Dies verringert den CO 2 -Ausstoss um 31'000 Tonnen jährlich. Welche Rolle spielen diese Nachhaltigkeitspotenziale in der Verkehrspolitik und -planung? Wie schaffen wir Rahmenbedingungen und Anreize, die das Teilen von Fahrzeugen aktiv fördern?
- Vor dem Hintergrund des heute verschwindend kleinen Anteils von geteilten Fahrzeugen am Gesamtbestand der PKW‘s in der Schweiz (gemäss der Shared Mobility Agenda 2030 beträgt dieser 0.1%) erscheint das Wachstumspotenzial von Carsharing riesig. Per Ende 2022 kann in der Schweiz von einem Bestand von rund 10‘000 geteilten Autos ausgegangen werden, davon werden rund 7‘600 von CHACOMO-Mitgliedern betrieben.
- Das grösste Potenzial wird in den grossen Städten verortet. Wie die Zahlen von Mobility zeigen, gibt es hier substanzielle Unterschiede, wenn man die Angebotsdichten und die Marktdurchdringung (gemessen am Anteil der Kunden an der Gesamtbevölkerung) vergleicht.
- Elektromobilität wird als wichtiger Treiber für die weitere Skalierung angesehen, weil sie dem Carsharing-Thema Schub in der öffentlichen Wahrnehmung und in neuen Bevölkerungsgruppen verleihen kann. An Standorten mit fossil und elektrisch betriebenen Mobility-Autos überwiegt klar die Nachfrage nach den E-Autos.
- Periphere Räume mit hoher Motorisierung sind nach wie vor eine Herausforderung für Carsharing punkto Rentabilität, auch wenn viele Gemeinden Carsharing-Standorte aktiv unterstützen. Ein Dilemma ist hier oft, mit einem einzigen Fahrzeug eine genügend hohe Auslastung bei gleichzeitig ausreichender Verfügbarkeit zu erzielen. Einige kleinere Anbieter haben sich in den letzten Jahren erfolgreich mit neuen Produkten in ländlichen Räumen behaupten können. Auch P2P-Carsharing-Plattformen (GoMore, 2EM) können spannende Ansätze für periphere Räume darstellen.
- Die Tatsache, dass geteilte Autos im Modalsplit und anderen Verkehrsdaten meist nicht abgebildet sind, stellt ein grosses Defizit dar. Die bestehenden Denkschablonen, mit denen wir Verkehr beschreiben und messen, sind überholt und müssen durch zeitgemässe Konzepte, die alle Angebotsformen der Mobilität berücksichtigen, ersetzt werden. Auch auf der Ebene der Städte sind neue, einfach operationalisierbare Indikatoren denkbar, z. B. Anteil der Parkplätze für geteilte Fahrzeuge, Anteile an der Gesamtflotte, usw.
- Mobilitätshubs werden sowohl von der Branche als auch von den Städten als wichtiges Thema für die Marktentwicklung identifiziert, wobei städtische Hubs jenseits der Schnittstellen an den Bahnhöfen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
- Mobility begrüsst eine aktive Rolle der Städte bei der Angebotsplanung und macht dabei beliebt, die Fachkompetenzen des Unternehmens in Anspruch zu nehmen und eine enge Zusammenarbeit zu suchen. Mobility ist insbesondere in den grossen Städten darauf angewiesen, dass geteilte Fahrzeuge vom Parkplatzabbau ausgeklammert werden. Elektrifizierte Stellplätze auf öffentlichem Grund tragen zur Sichtbarkeit von Carsharing bei. Ganz zentral ist auch eine enge Zusammenarbeit bei Mobilitätskonzepten für Neubauten, z. B. was die Bereitstellung von Oberflächenparkplätzen für Carsharing betrifft.
- Es ist ein grosses Anliegen von CHACOMO, den Dialog zwischen der öffentlichen Hand und der Branche weiter zu verstetigen und zu koordinieren. Ein wichtiges Anliegen dabei ist die Erarbeitung von Leitfäden und Empfehlungen für die Integration in die kommunale Verkehrsplanung. Erste Workshops dazu sind im Februar 2023 geplant. Interessierte wenden sich an info@chacomo.ch.