Sechs Mal im Jahr öffnet der Shared Mobility Salon (SAMOSA)
seine Türen und bietet Raum für Diskussionen und Begegnungen rund um die
grossen Themen innerhalb der expandierenden Welt der geteilten Mobilität. Mit
wechselnden Macher:innen aus der Shared Mobility-Branche im Mittelpunkt des
jeweiligen Salons gehen wir jene politischen, betriebswirtschaftlichen,
technischen und gesellschaftlichen Fragen an, die der gesamten Branche unter
den Nägeln brennen. Die SAMOSAS werden gehostet von der Mobilitätsakademie des
TCS.
Am SAMOSA vom 13. März 2025 gab uns Jenovan Krishnan,
Public Policy Manager DACH von Bolt einen Einblick in die Vision des
Unternehmens und beleuchtete in seinem Referat "Mehr als nur eine Fahrt:
Die Vision hinter Bolt und die Zukunft des Ridehailings" wie diese Art der
Fahrten-Bestellung die Mobilitätsflüsse und Mobilitätsmuster der Zukunft
verändern könnte.
- Bolt ist 2013 vom 19-jährigen
Markus Villig in Tallinn (Estland) gegründet worden und beschäftigt
inzwischen allein am Hauptsitz in Estland über 1300 Mitarbeitende. Damit
ist die Firma eines der wichtigsten Unternehmen des Landes. Der Heimmarkt
ist Europa, vorwiegend Zentral- und Osteuropa (CEE). Seit der Gründung im
Jahr 2013 ist Bolt ständig im Wachstum und expandiert in weitere Länder.
Inzwischen ist Bolt bereits auf der ganzen Welt in über 50 Ländern und 600
Städten aktiv.
- Bolt bietet
derzeit fünf Produkte an: Rides (Ridehailing), Mikromobilität
(eTrottinette und eBikes), Drive (Carsharing) Food (Essenslieferungen) und
Market (Lebensmittellieferungen). In der Schweiz sind bislang nur die
beiden Services «Rides» und geteilte Mikromobilität verfügbar. Den
Marktstart in der Schweiz machte Bolt mit den geteilten eScooters, im
letzten Jahr (2024) erfolgte auch die Einführung von Ridehailing auf dem
Schweizer Markt.
- Weltweit sind über
3.5 Millionen Fahrerinnen und Fahrer auf der Bolt Platform registiert,
davon alleine in Afrika 1 Millionen. Der Ridehailing-Dienst ist vor allem
auch für die Schwellenländer von grosser Bedeutung, da dort der Zugang zur
Technologie zunehmend wächst.
- Der Markteintritt
in der Schweiz erfolgte in Zürich, wurde in der Zwischenzeit auch auf die
Kantone Aargau und Basel ausgeweitet. Der Marktstart in der Schweiz war
für registrierte Fahrer / Limousinenflotten und Kunden gleichermaßen
attraktiv: Die Wartezeiten sind kurz und der Dienst funktioniert
zuverlässig. Eine gute Basis an registrierten Fahrerinnen und Fahrer führt
zu kürzeren Wartezeiten, besseren Preisen, und so zu mehr Umsatz für die
registrierten Fahrerinnen und Fahrer, was für beide Seiten positiv ist und
dazu beiträgt, dass das Angebot stetig weiter wächst.
- In der Schweiz
sind vor allem die regulatorischen Ungleichheiten eine Herausforderung:
die kantonalen Regelungen und unterschiedlichen Gesetzgebungen, dazu die
veralteten Anforderungen an die Fahrerinnen und Fahrer und die zögerlichen
Anpassungen der Reglemente erschweren die flächendeckender
Marktausweitung.
- Obwohl der
Schweizer Markt aufgrund der unterschiedlichen gesetzlichen
Rahmenbedingungen sehr herausfordernd ist, ist er trotzdem sehr
interessant: In der Schweiz ist eine hohe Affinität für digitale
Dienstleistungen spürbar, zudem ist zum Beispiel der Kanton Zürich sehr
innovativ und interessant für junge Firmen. Das Angebot der geteilten
Mikromobilität stösst bereits auf grosse Nachfrage, und auch das
Ridehailing hat erfolgreich gestartet und trägt einen bedeutenden Anteil
bei.
- In Zukunft wird
auch die automatisierte Mobilität beim Ridehailing präsenter werden. Hier
gibt es im Ausland bereits Versuchspiloten zwischen verschiedenen Firmen.
Es zeichnet sich ab, dass die automatisierte Mobilität in Form von
Kooperationen zwischen Technologie- und Ridehailing-Anbietern auf dem
Markt sichtbar sein wird. Wann die Technologie der automatisierten
Mobilität auch in der Schweiz kommen wird, ist unsicher.
- Bolt konzentriert
sich mit seinem Angebot auf den städtischen Raum, allerdings führen viele
Fahrten auch über die Stadtgrenzen hinaus in den ländlichen Raum.
- Bolt ist im
Ausland auch an Stadtentwicklungsprojekten beteiligt, bei denen einzelne
Quartiere für Netto-Null ausgelegt sind. Für die Schweiz ist dies im
Moment nicht geplant, zumal vor allem bei der Mikromobilität eine gewisse
Flottengrösse Voraussetzung ist, damit ein Angebot rentabel betrieben
werden kann.
- ÖV-Kooperationen
wären willkommen, im Ausland gibt es solche bereits, in der Schweiz ist
aber zurzeit kein solches Projekt in der Pipeline.
Die Abschlussfrage: In der Schweiz gibt es zwei Anbieter von
Ridehailing-Diensten (UBER und Bolt). Was ist der USP von Bolt? Dazu Jenovan
Krishnan: "Der Markt in der Schweiz ist gross genug für zwei Anbieter,
Bolt ist als Unternehmen zwar kleiner, aber schlanker als UBER und kann daher
auch flexibler sein in der Angebotsgestaltung."